Glossary
Dies ist das weltweit größte Glossar zum Thema Schnee und Lawinen. Derzeit sind mehr als 100 standardisierte Begriffe in 9 Sprachen verfügbar. Eine Ressource, die ständig aktualisiert und erweitert wird.
HEADER PICTURE: Wind Signs © Ragnar Ekker, The Norwegian Avalanche Warning Service | EAWS
Umwandlungsprozess von abgelagertem, trockenem Neuschnee bei isothermer Schneedecke oder geringem Temperaturgradient.
Dabei vereinfachen Neuschneekristalle ihre Form im Bestreben die Kugelform zu erreichen. Damit verbunden ist eine Setzung und Verfestigung des Neuschnees.
Aussenden von Wärmestrahlung (langwellige Strahlung, Infrarotstrahlung) von der Schneeoberfläche an die Atmosphäre.
Bei klarem Himmel kühlt sich die Schneeoberfläche dabei deutlich (bis zu 20°C) unter die Lufttemperatur ab, da es keine langwellige Gegenstrahlung aus der Wolkendecke gibt.
Nächte mit klarem Himmel werden als „Strahlungsnächte“ bezeichnet. Die langwellige Abstrahlung hängt jedoch nicht von der Tageszeit ab, in sonnenbeschienenen Hängen ist die Energiebilanz der Schneeoberfläche lediglich durch die kurzwellige Strahlung der Sonne positiv, das heißt, sie erwärmt sich – die langwellige Abstrahlung findet zeitgleich mit der kurzwelligen Einstrahlung statt.
Das Problem entsteht durch vorhandene Schwachschichten innerhalb der Altschneedecke. Typische Schwachschichten sind eingeschneiter Oberflächenreif, Tiefenreif (auch Becherkristalle oder „Schwimmschnee“ genannt), Graupel oder kantige Kristalle. Schwachschichten können mehrere Wochen bis Monate bestehen bleiben, teilweise während des gesamten Winters.
Weitere Informationen unter Altschneeproblem.
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Unter der aufbauenden Metamorphose versteht man die Umwandlungsprozesse von abgelagertem, trockenem Schnee bei großem Temperaturgradient in der Schneedecke. Dabei wachsen die Schneekristalle zu kantigen Kristallen und becherartigen Hohlformen mit Facetten an. Die Schneekristalle werden größer, es gibt mehr Hohlräume und weniger Bindungen zwischen den Schneekörnern. Dieser Prozess führt zu einem Festigkeitsverlust in der umgewandelten Schneeschicht, die Schneedecke setzt sich allerdings weiterhin. Je stärker der Temperaturgradient ausgeprägt ist, umso intensiver ist die aufbauende Umwandlung.
Der Prozess findet vermehrt in Schattenlagen und bei geringen Schneehöhen statt. Dieser Prozess kann die gesamte Schneedecke betreffen, oder nur einzelne Schichten. Im Nahbereich von Krusten findet sind die Bedingungen zur aufbauenden Umwandlung meist begünstigt. In der Nähe der Schneeoberfläche ist die aufbauende Umwandlung während klarer und kalter Nächte besonders ausgeprägt.
Als Resultat entstehen kantige Kristalle und in weiterer Folge Hohlformen, also Schwimmschnee bzw. Becherkristalle.
Becherkristalle sind Hohlformen mit Kanten und Rippen (Facetten) als Resultat der aufbauenden Schneeumwandlung bei großen Temperaturgradienten. Becherkristalle sind näher betrachtet glasig, nicht matt-weiß.
Typische Korngröße: 2 bis 5 mm oder größer
Der Tiefenreif stellt eine Ansammlung von Becherkristallen dar und bildet oft eine Schwachschicht in der Schneedecke, die länger (teilweise über den gesamten Winter) relevant sein kann, man spricht von einer „persistenten Schwachschicht“. Tiefenreif wird auch als Schwimmschnee bezeichnet.
Siehe auch: www.snowcrystals.it
Lawine, die in der Anrisszone auf dem Boden, Firn oder Gletschereis abgleitet und dadurch die gesamte saisonale Schneedecke mitreisst.
Eine Bodenlawine kann eine Gleitschneelawine oder eine Schneebrettlawine sein. Bei einer Gleitschneelawine gleitet die Schneedecke ohne Bruch auf dem Boden ab, durch einen Reibungsverlust aufgrund von Feuchtigkeit.
Bei einer Schneebrettlawine die am Boden abgleitet, befindet sich die Schwachschicht direkt am Boden. In der Schwachschicht entsteht der Bruch, anschließend gleitet das Schneebrett (Schnee oberhalb des Bruchs) inklusive Schwachschicht auf dem Boden ab.
Strahlung, die auf die Schneedecke trifft.
Die kurzwellige Strahlung (sichtbares Licht) wird je nach Schneeart bis zu rund 90 % an der Oberfläche reflektiert. Der Rest erwärmt die obersten Zentimeter der Schneedecke und kann diese in weiterer Folge durchfeuchten.
Die langwellige Einstrahlung (Wärmestrahlung) wird praktisch zu 100 % von der Schneedecke aufgenommen.
Durch Regen oder Schmelz- und Gefrierprozesse entstandene, dünne Eisschicht in der Schneedecke, in der keine einzelnen Kornformen erkennbar sind.
Abbrechendes Gletschereis, welches über eine Steilstufe stürzt.
Eislawinen können in der Sturzbahn Schnee mitreißen und sich zu großen, mitunter auch katastrophalen Lawinen entwickeln.
Jahr | Ort | |
1895 | Altels (Schweiz) | 6 Opfer, 158 Kühe erschlagen |
1965 | Mattmark (Schweiz) | 88 Opfer |
1970 | Huascaran (Peru) | mit anschließendem Murengang: 18 000 Opfer |
Vorsichtsmaßnahme für Wintersportler:
Entlastungsabstände verhindern, dass sich die Belastungen verschiedener Personen überlagern. Somit wird die Schneedecke an einem Punkt weniger belastet. Im Aufstieg sollten mindestens 10 m Abstand, in der Abfahrt deutlich mehr eingehalten werden.
Zusätzlich wird im Falle einer Lawine die Wahrscheinlichkeit einer Mehrfachverschüttung verringert. Der Sicherheitsabstand wird dadurch allerdings NICHT obsolet.
Unteres sichtbares Ende einer Felswand, wo die Oberfläche einer Felswand oft in Geröll übergeht.
Damit verbunden ist in der Regel ein Geländeknick unterschiedlicher Ausprägung, wobei die Hangneigung gegen unten abnimmt. Am Felswandfuß beginnt meist extrem steiles Gelände.
Auslösung einer Schneebrettlawine auf Distanz.
Die durch die Zusatzbelastung (z.B. Wintersportler) erfolgte Auslösung einer Schneebrettlawine außerhalb deren Startzone. Befindet sich der Bruchinitiator innerhalb der Sturzbahn kann dieser allerdings von der Lawine erfasst und verschüttet werden.
Unregelmäßige, gabelige Formen als Folge der abbauenden Schneeumwandlung und/oder mechanischer Umwandlung (Windumwandlung); Bruchteile der ursprünglichen Gestalt der Neuschneekristalle sind oft noch erkennbar.
Typische Korngröße: um 1 bis 2 mm
Siehe auch: www.snowcrystals.it
Schnee der vergangenen Jahre (meist auf Gletschern), stark umgewandelt und verdichtet durch Schmelzen und Wiedergefrieren sowie durch Druck der überlagernden Schneemassen.
Im Volksmund auch verwendet für den oberflächlich aufgeweichten Harschdeckel der saisonalen Schneedecke (siehe: Sulzschnee).
Sehr dünne Eisschicht an der Schneeoberfläche, die durch das Zusammenspiel aus Sonneneinstrahlung, Schmelzen, Windeinfluss und Abstrahlung entsteht.
Wegen des hohen Reflexionsvermögens des Firnspiegels ist an sonnenbeschienenen Hängen (meist im Frühling) großflächiges Schneeglänzen zu beobachten.
Zugriss einer Schneedecke, die durch deren unterschiedliche Gleitbewegung auf steilen, glatten Hängen entsteht (bevorzugt handelt es sich dabei um Wiesenhänge) und meist die Form eines Mundes aufweist.
Bereiche unterhalb von Fisch-, bzw. Gleitschneemäuler sollten wegen der möglichen Gefahr von Gleitschneerutschen bzw. Gleitschneelawinen möglichst gemieden werden.
Schnee ist „gebunden“, wenn die Schneeteilchen so miteinander verzahnt oder verwachsen sind (Sinterung), dass beim vorsichtigen Ausstechen eines Blockes dieser nicht zerfällt. Gebundener Schnee kann dabei immer noch weich, oder aber hart sein.
Gebundener Schnee entsteht bei der Ablagerung windverfrachteten Schnees oder als Folge der abbauenden Umwandlung. Gebundener Schnee ist neben der Existenz einer Schwachschicht eine wichtige Bedingung für die Bildung von Schneebrettlawinen.
Lawinenprobleme und Gefahrenmuster haben eines gemeinsam: Sie weisen auf typische, sich wiederholende und meist offensichtliche Gefahrensituationen hin.
Der Unterschied liegt in der Betrachtungsebene. Während Lawinenprobleme einen ersten groben Überblick über mögliche Gefahrenquellen (z. B. Neuschnee) geben, wird bei den Gefahrenmustern tiefer in die Materie eingetaucht und nach den Ursachen des Problems gesucht (z. B. Problem durch zu große Neuschneeauflast auf einer Schwachschicht). Gefahrenmuster beschreiben somit mögliche Szenarien bzw. Prozesse, die zu dem jeweiligen Lawinenproblem führen.
Das Ziel ist klar: Gefahrensituationen sollen mit Hilfe der Lawinenprobleme und Gefahrenmuster rascher erkannt, das Verhalten entsprechend angepasst und dadurch Lawinenunfälle vermieden werden.
Die 10 entscheidenden Gefahrenmuster (gm) werden auf dieser Seite vorgestellt.
Langsame Hangabwärtsbewegung der Schneedecke, begünstigt durch glatten und feuchten Untergrund.
Bevorzugt findet Gleiten auf Gras oder Felsplatten statt und kann einige Millimeter bis Meter pro Tag betragen. Durch die Gleitbewegung können Gleitschneerisse oder Fischmäuler (Gleitschneemäuler) entstehen.
Bei einem Gleitschneeproblem gleitet die gesamte Schneedecke auf glattem Untergrund (zum Beispiel Grashänge oder glatte Felsenzonen). Gleitschneelawinen werden aufgrund des Reibungsverlusts auf einer wassergesättigten Schicht zwischen Schneedecke und Boden ausgelöst. Abhängig von der Herkunft des Wassers können Gleitschneelawinen in warme (Schmelzwasser oder Regen sickert in die Schneedecke) und kalte (im Boden gespeicherte Wärme führt zu Schmelze an der Unterseite der Schneedecke oder austretendes Grundwasser) Ereignisse eingeteilt werden. Den Abgangszeitpunkt von Gleitschneelawinen vorherzusagen ist kaum möglich, obwohl sie sich meist durch Gleitschneerisse (sogenannte Fischmäuler) ankündigen.
Weitere Informationen unter Gleitschneeproblem.
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Wenn das Schneegleiten (Gleiten) in die deutlich schnellere Lawinenbewegung übergeht spricht man von einem Gleitschneerutsch oder einer Gleitschneelawine. Abgänge sind zu jeder Tages- und Nachtzeit möglich. Gleitschneelawinen weisen keinen Bruch und keine Schwachschicht auf.
Zu Winterbeginn beobachtet man Schneebrettlawinen vermehrt nach dem zweiten bedeutsamen Schneefall, und zwar in hohen (> 2000 m) und hochalpinen (> 3000 m) Lagen im schattigen, sehr steilen Gelände. Dies hat damit zu tun, dass sich im Herbst nach den ersten großen Schneefällen meist eine längere, stabile Hochdruckwetterlage bzw. niederschlagsfreie Zeit einstellt. Dann herrschen ideale Bedingungen für die zumindest teilweise Umwandlung dieses Schnees zu lockeren Kristallen, die wiederum eine bodennahe Schwachschicht für die nachfolgenden Schneefälle bilden können.
Im Verlaufe des Frühwinters sind davon mitunter auch andere Höhenlagen und Hangausrichtungen betroffen. Generell gilt, dass bodennahe Schwachschichten vom Frühwinter von Wintersportlern vermehrt zu Winterbeginn – während schneearmer Winter häufig auch noch später – zu stören sind. Dies gilt generell auch für das Frühjahr, wenn bodennahe Schwachschichten durch Wassereintrag neuerlich geschwächt werden können.
Für mehr Informationen: https://youtu.be/rdYIWWzOWWY
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Schnee gleitet bevorzugt auf steilen, glatten Flächen talwärts. Dabei bilden sich Gleitschneemäuler, also gut sichtbare, teilweise mehrere Meter tiefe Risse in der Schneedecke. Solche Gleitschneemäuler gelten entgegen einer alten, leider schwer auszurottenden „Lehrmeinung“ nicht als günstige, sondern durchwegs als ungünstige Kriterien hinsichtlich eines möglichen Lawinenabgangs. Ein Gleitschneemaul deutet auf die Möglichkeit einer Gleitschneelawine hin, sagt jedoch nichts darüber aus, ob und wann die Schneemasse tatsächlich als Gleitschneelawine abgeht. Gleitschneelawinen zählen hinsichtlich des Abgangszeitpunktes zu den am schwierigsten vorhersagbaren Lawinen, weil diese auch bei allgemein stabilen Schneeverhältnissen zu jeder Tages- und Nachtzeit, sowohl am kältesten als auch am wärmsten Tag eines Winters abgehen können. Zudem sind Gleitschneelawinen nicht durch Zusatzbelastung auszulösen.
Für mehr Informationen: https://youtu.be/Pnb-sSwtccc
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Regen gilt als ein klassisches Alarmzeichen in der Schnee- und Lawinenkunde, weil er einerseits zusätzliches Gewicht in die Schneedecke bringt und andererseits zu einem raschen Festigkeitsverlust führt. Lawinen sind deshalb vorprogrammiert. Regen kann in jedem Abschnitt eines Winters auftreten. Der große Vorteil: Kein Gefahrenmuster kann leichter erkannt werden als Regen.
Für mehr Informationen: https://youtu.be/Hegy61JcLsQ
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Zu lange wurde in der Lawinenkunde die Lehrmeinung vertreten, dass sich ein großer Temperaturunterschied während des Einschneiens (egal ob kalt auf warm oder umgekehrt) günstig auf die Lawinensituation auswirke. Dies trifft jedoch nur unter bestimmten Voraussetzungen zu. Mehrheitlich wirkt sich ein solcher Temperaturunterschied jedoch negativ aus, weil er die aufbauende Umwandlung innerhalb der Schneedecke begünstigt: In der Regel bildet sich dadurch eine dünne, durchwegs störanfällige Schwachschicht. Diese findet man oft auch im südseitigen Gelände. Eine heimtückische Angelegenheit, auch deshalb, weil die Schwachschicht unmittelbar nach dem Einschneien noch nicht vorhanden ist und sich erst im Laufe der folgenden Tage bildet.
Für mehr Informationen: https://youtu.be/OQWqjRIqf3c
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Ein Klassiker unter den Lawinenereignissen: Nach einer langen Kälteperiode fängt es zu schneien an. Zusätzlich weht kräftiger Wind, der den Neuschnee entsprechend verfrachtet. In kürzester Zeit entsteht eine für den Wintersportler sehr heikle Lawinensituation. Dies trifft auch dann zu, wenn nach einer langen Kälteperiode „nur“ kräftiger Wind weht, ohne dass es schneit. Das Problem: In Windschattenhängen wird frischer Triebschnee abgelagert, der auf einer lockeren, meist aus Schwimmschnee bestehenden Altschneedecke zu liegen kommt. Triebschnee und Altschnee sind untereinander sehr schlecht verbunden. Die Schneedecke wartet dann nur noch darauf, durch Zusatzbelastung gestört zu werden.
Für mehr Informationen: https://youtu.be/Eo7BJEVRMqc
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„Der Wind ist der Baumeister der Lawinen“: Dieser klassische Spruch von Wilhelm Paulcke aus den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts gilt auch heute noch unverändert. Wind beeinflusst sowohl den fallenden als auch den bereits abgelagerten Schnee und ist einer der wesentlichsten Lawinen bildenden Faktoren. Bei lockerem, trockenen Schnee führt Wind immer zu Verfrachtungen und damit zu einer Zunahme der Lawinengefahr! Je kälter der verfrachtete Schnee, desto empfindlicher reagiert er auf Belastung, weil die Sprödigkeit zunimmt. Charakteristisch für dieses gm ist, dass die Schwachschicht meist aus lockerem Neuschnee besteht und von Triebschnee überlagert ist. Es hat also entweder kurz zuvor bei kalten Temperaturen ohne Wind geschneit und dann zu wehen begonnen oder aber es beginnt ohne Windeinfluss zu schneien, wobei der Wind während des Schneefalls an Stärke zunimmt. Ein Muster, das sich in der Regel recht gut erkennen lässt und nur von kurzer Dauer ist. Eine Ausnahme bilden nur jene (seltenen) Situationen, bei denen die aus lockeren, aufbauend umgewandelten Kristallen bestehende Altschneeoberfläche vom Wind verfrachtet wird. In der Regel bilden sich dann harte, spröde und über längere Zeit störanfällige Schneebretter.
Für mehr Informationen: https://youtu.be/CXnfPRZIIao
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Schneearme Bereiche weisen in der Regel einen ungünstigeren Schneedeckenaufbau auf als schneereiche. Dies hat mit vermehrten Umwandlungsprozessen innerhalb der Schneedecke zu tun. Zusätzlich lassen sich Schneebrettlawinen an schneearmen Stellen auch deshalb leichter auslösen, weil die Schwachschichten nicht allzu tief begraben liegen und somit eher durch Zusatzbelastung gestört werden können. Häufig beobachtet man Lawinenauslösungen deshalb auch an Übergangsbereichen von schneearmen zu schneereichen Stellen. Dies trifft häufig im Nahbereich von Geländekanten, immer wieder auch auf Rücken zu.
Für mehr Informationen: https://youtu.be/FIZpZvthr84
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Oberflächenreif zählt zu den schönsten Schneearten überhaupt und birgt für sich allein gesehen noch kein Gefahrenpotenzial: Erst wenn er von neuen, gebundenen Schneeschichten überdeckt wird, wird er gefährlich und gilt deshalb zu Recht als eine der kritischsten Schwachschichten der Schnee- und Lawinenkunde.
Für mehr Informationen: https://youtu.be/AYEEA14IVOk
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Schwachschichten innerhalb der Schneedecke werden bei Lawinenkursen häufig mit Kugellagern verglichen. Wirklich passend ist dieses Bild nur für den Graupel: eine kugelförmige Niederschlagsform, die sich bevorzugt im Frühjahr bei gewitterartigen Schauern ablagert. Leicht vorzustellen, dass Triebschnee, der sich darüber ansammelt, meist nur schlecht mit dieser Schwachschicht verbunden ist und damit die Gefahr von Lawinenabgängen steigt. Graupel ist häufig kleinräumig verteilt und lässt sich ohne Blick in die Schneedecke selbst von Experten meist nur schwer erkennen. Eine durchwegs heimtückische Angelegenheit, die zum Glück nur kurzfristig zu Problemen führt.
Für mehr Informationen: https://youtu.be/X3vNbaO4lCA
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Eine besondere Herausforderung für den Wintersportler, aber auch für Lawinenprognostiker sowie Lawinenkommissionsmitglieder stellt das Frühjahr dar. Selten liegen „sicher“ und „gefährlich“ zeitlich so eng beieinander und somit ist auch die Bandbreite der während eines Tages ausgegebenen Gefahrenstufen so weit gefächert. Einerseits ist die Lawinengefahr kaum einmal leichter einzuschätzen als bei stabilen Firnverhältnissen, andererseits werden aber auch kaum jemals während eines Winters so große Lawinenabgänge verzeichnet wie während kritischer Frühjahrssituationen. Dabei spielt neben dem Schneedeckenaufbau das zum Teil komplexe Wechselspiel aus Lufttemperatur, Luftfeuchte, Strahlungseinfluss und Wind eine entscheidende Rolle. Für den Wintersportler sind zeitliche Disziplin sowie Flexibilität bei der Tourenplanung gefragter denn je.
Für mehr Informationen: https://youtu.be/MqELgeDEFxY
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Spezielle Form von Niederschlag, der sich in der Atmosphäre innerhalb von Schauerzellen durch das Anfrieren von unterkühlten Wassertröpfchen an Schneekristallen bildet. Problematisch bezüglich Lawinenbildung wird es erst dann, wenn eine Schicht aus Graupelkörnern von gebundenem Schnee überlagert wird.
Typische Korngröße: ≤ 5 mm
Siehe auch: www.snowcrystals.it
Allgemein gebräuchlicher Begriff für eine Lawine, die in ihrer Sturzbahn stellenweise die Bodenoberfläche mitreißt und deshalb oft mit Erde und Schutt vermischt ist.
Oft handelt es sich dabei um eine Gleitschneelawine, manchmal aber auch um eine Schneebrettlawine, die auf einer bodennahen Schwachschicht bricht und anschließend samt Schwachschicht am Boden abgleitet.
Wasser, das aus dem Boden austritt, z.B. angehoben durch einen hydraulischen Druckgradienten zwischen dem Boden und der darüber liegenden Schneedecke. Wasser kann im Porenraum im Boden entweder fest (Eis) oder flüssig vorhanden sein. Auch Quellen werden als Grundwasseraustritte bezeichnet. Beides führt zu flüssigem Wasser zwischen Schneedecke und Boden und damit zu einem Reibungsverlust.
Bereich innerhalb eines Hanges, an dem die Hangneigung markant zunimmt; bevorzugter Ort für die Bildung von Triebschneeansammlungen.
Für die Beurteilung der Härte der einzelnen Schichten betrachtet man die Handhärte:
1 | Faust | sehr weich | Neuschnee, Tiefenreif, Oberflächenreif, Filz, kantig, Schmelzform |
2 | 4 Finger | weich | kleine Runde, Filz, kantig, Schmelzform, kantig abgerundet |
3 | 1 Finger | mittel hart | kleine Runde, Schmelzkruste, kantig abgerundet |
4 | Bleistift | hart | kleine Runde, Schmelzkruste |
5 | Messer | sehr hart | Schmelzkruste |
6 | Eis | kompakt | Eislamelle |
Je weicher die Schicht, umso geringer ist in der Regel die Festigkeit.
Je größer der Härteunterschied zwischen zwei benachbarten Schichten ist, umso eher ist die Schichtgrenze eine potentielle Bruchfläche, weil der Härteunterschied zu einer Spannungskonzentration führen kann und weil Härteunterschiede die Bruchausbreitung begünstigen.
Ein Härteunterschied von zwei oder mehreren Stufen der Handhärte ist in der Regel als kritisch zu beurteilen.
Von Bergketten eingeschlossene und daher von Niederschlägen oft abgeschattete Gebiete der Alpen.
Typische inneralpine Gebiete sind beispielsweise das zentrale Wallis, das Engadin und Mittelbünden (CH) (zwischen dem Nördlichen Alpenkamm und dem Alpenhauptkamm liegend), das Ortler-Vinschgau-Gebiet (I) sowie die Ötztaler Alpen und Stubaier Alpen (A).
In Frankreich gelten Vanoise, Maurienne, Grandes-Rousses und Oisans-Pelvoux sowie die Bergregion nahe der französisch-italienischen Grenze als typisch inneralpine Gebiete.
In Spanien zählt dazu der Bereich der Cerdanya (Perafita-Puigpedrós) der katalonischen Pyrenäen.
Im Allgemeinen bei großer Zusatzbelastung, aber im Einzelfall auch bei geringer Zusatzbelastung.
Anmerkung:
Formulierungsart, die in der Gefahrenstufenskala und im Lawinenlagebericht Verwendung findet.
Schneedecke mit konstanter Temperatur vom Boden bis zur Schneeoberfläche.
Typisch ist dieses Phänomen im Frühjahr, wenn die Schneedecke vom Boden bis zur Schneeoberfläche eine Temperatur von 0°C erreicht hat. Sie ist in diesem Zustand oft durchgehend feucht bis nass und verliert dadurch an Festigkeit.
Gebiet, das nicht direkt in Verbindung mit dem Kamm steht.
Erweiterte Erklärungen:
Vielfach entspricht dies dem Übergang aus extremem Steilgelände ins Steilgelände. Auch Steilstufen und kleinere Erhebungen, die nicht direkt mit dem Kamm zusammenhängen gehören in dieses Gebiet. Kammnahe und kammferne Gebiete sind nicht scharf voneinander abgetrennt. Die Grenze ist als Bandbreite zu verstehen.
Glasige Körner mit mehrheitlich ebenen Flächen und deutlichen Kanten als Folge der aufbauenden Schneeumwandlung. Beginn von Facettenbildung durch streifenförmige Deposition („Anfrieren“) des Wasserdampfs innerhalb der Schneedecke. Meist im lockeren Gefüge. Diese kantigen Kristalle sind untereinander meist schlecht verbunden (wenige Kontaktpunkte). Kritisch bezüglich Lawinenbildung wird es erst dann, wenn eine Schicht aus lockeren, kantigen Schneekristallen von gebundenem Schnee überlagert wird.
Typische Korngröße: 0.5 bis 3 mm
Siehe auch: www.snowcrystals.it
Neuschnee stellt eine Belastung für die vorhandene Schneedecke dar und kann teilweise die Lawinengefahr erhöhen. Bei ungünstigen Bedingungen (schlecht aufgebaute Altschneedecke, tiefe Temperaturen, starker Wind) können bereits wenige cm kritisch sein. Bei günstigen Bedingungen (stabile Altschneedecke, schwacher Wind) können selbst 50 cm noch unproblematisch sein.
Auslösung einer Lawine durch künstliche Zusatzbelastung auf die Schneedecke (z.B. Belastung durch Detonationsdruckwellen bei Sprengungen, Maschinen, Personen).
Lawinen werden anhand verschiedener Kriterien in Kategorien eingeteilt. Die wichtigsten Unterscheidungen sind anhand
Ebenfalls abzugrenzen ist die Gleitschneelawine, bei der sich die gesamte Schneedecke in Bewegung setzt.
Die Lawinenvorhersage wird im Lawinenlagebericht der einzelnen Lawinenwarndienste beurteilt und beschreibt die Lawinengefahr mit der fünfteiligen europäischen Lawinengefahrenstufenskala:
Dabei werden die fünf Gefahrenstufen durch drei verschiedene Parameter beschrieben:
Die Gefahrenstufe gilt immer für eine Region mit einer Fläche von >100 km² und nicht für einen bestimmten Einzelhang. Die im Lawinenlagebericht beschriebene Lawinengefahr ist immer eine Prognose, die mit Unsicherheiten behaftet ist. Sie sollte vor Ort immer überprüft werden.
Mehr Informationen über die europäische Lawinengefahrenstufenskala finden Sie hier.
Der Lawinenlagebericht (Schweiz: Lawinenbulletin) vermittelt detaillierte Information zur Schneedecken– und Lawinensituation.
Die Lawinengefahr wird nach der 5-stufigen europäischen Lawinengefahrenskala beurteilt.
Hang, der dem Wind abgewandt ist.
Hier wird in der Regel viel Schnee abgelagert, und es liegt oft ein Mehrfaches der mittleren Schneehöhe.
Mechanische Umwandlung von Schneekristallen durch Windeinwirkung, bei der die Verästelungen der Schneekristalle zerstört werden.
Dies kann sowohl während des Schneefalls in der Atmosphäre als auch am Boden erfolgen. Es entsteht Triebschnee.
Siehe: Abbauende Schneeumwandlung
Eine murenartige Lawine, bestehend aus Schneematsch/Sulzschnee. Häufig treten Nassschneemuren nach einem starken Regenguss oder intensivem Tauwetter auf, wenn mehr Wasser vorhanden ist als abfließen kann. Diese ‚Mure‘ aus Schnee und Flüssigwasser, kann auch auf sehr flachen Hängen weite Strecken zurücklegen. Tritt vorrangig in arktischen Gebieten auf, wo der vorhandene Schwimmschnee im Frühjahr plötzlich mit Flüssigwasser durchtränkt wird.
Das Problem entsteht durch eine zunehmende Schwächung der Schneedecke durch Wassereintrag, entweder durch Schmelze (zB. Sonneneinstrahlung) oder Regen (Energieeintrag in die Schneedecke, ebenfalls Schmelze).
Weitere Informationen unter Nassschnee Problem.
Zurück zu den Lawinenproblemen.
Wenig umgewandelter und wenig verfestigter Schnee der aktuellen oder einer kurz zurückliegenden Niederschlagsperiode.
Typische Korngröße: 1 bis 3 mm
Im Lawinenlagebericht wird der entsprechende Zeitraum angegeben.
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Transparente, plättchenförmige Eiskristalle, die sich durch das Ausfällen von Feuchtigkeit (Deposition) aus der Luft an der kalten Schneeoberfläche bilden. Die Kristalle weisen klar ersichtliche Facetten auf.
Oberflächenreif entsteht bevorzugt während langer Kälteperioden und bildet, sobald eingeschneit, einer der kritischsten Schwachschichten für Schneebrettlawinen.
Siehe auch: www.snowcrystals.it
Wahrscheinlichkeitsbegriff, der sich aus der Ereigniswahrscheinlichkeit, der Präsenzwahrscheinlichkeit und der Schadenswahrscheinlichkeit zusammensetzt.
Erweiterte Erklärungen:
Im Lawinenlagebericht wird die Lawinengefahr, nicht das Lawinenrisiko beschrieben.
Bildung von Rissen in einer spröden Schneedecke, die ein Anzeichen für Spannungen und Instabilität in der Schneedecke sind.
Kleine, rundliche Körner; Resultat der abbauenden Schneeumwandlung. Schneeschichten aus rundkörnigem Schnee sind matt-weiß, nicht glasig.
Typische Korngröße: 0.2 bis 0.5 mm
Siehe auch: www.snowcrystals.it
Geländeteil, welcher durch die Sonnenstrahlung nicht oder nur unbedeutend beeinflusst wird, typischerweise ein Nordhang.
Erweiterte Erklärungen:
Im Hochwinter mit tiefem Sonnenstand mehr verbreitet als gegen den Frühling mit höher werdendem Sonnenstand. Je nach Abschattung durch den Nahhorizont kommen Schattenhänge in allen Expositionen und nicht nur in Nordhängen vor.
Schneeumwandlung durch Wärmezufuhr bei 0°C.
Es entsteht ein Gemisch aus Eiskristallen und Wasser. Damit verbunden ist ein Festigkeitsverlust. Sobald die Schneedecke wieder gefriert, bildet sich Schmelzharsch und die Festigkeit nimmt wieder zu.
Runde, durch die Schmelz-Umwandlung entstandene Körner, oft in größeren Klumpen. Im nicht gefrorenen Zustand (= 0°C) feucht oder nass und relativ weich. Im gefrorenen Zustand bilden Schmelzformen eine sogenannten Schmelzkruste. Schmelzformen sind glasig.
Typische Korngröße: 0.5 bis 5 mm
Siehe auch: www.snowcrystals.it
Durch Schmelzen und anschließendes Wiedergefrieren stark verfestigte Schneeschicht. Damit verbunden ist eine Festigkeitszunahme der Schicht. Als Brillensymbol in Schneeprofilen erkenntlich.
Bei nur schwach ausgeprägtem Schmelzen kann man die ursprüngliche Schneeform noch erkennen. Im Brillensymbol steht die ursprüngliche Schneeform im rechten Teil.
Sind Schmelzkrusten dabei, sich aufbauend umzuwandeln, findet man im Brillensymbol als zweite Kornform „Kantig“ oder „Tiefenreif„. Man spricht dann vom „Zerfressen der Kruste“.
Schmelzkrusten sind glasig, nicht matt-weiß.
Lawine, die durch den Abbruch einer Schneetafel entsteht:
Nach dem Bruch in einer Schwachschicht teilt sich die Schneedecke in zwei nicht mehr verbundene Tafeln und die Schwachschicht auf. Unterhalb der Schwachschicht befindet sich eine Tafel, deren Obergrenze ist die Gleitfläche. Oberhalb der Schwachschicht das Schneebrett. Das Schneebrett gleitet in Steilhängen nach dem Bruch auf der Gleitfläche ab und reißt die Schwachschicht dabei mit. Sollte die Hangsteilheit nicht ausreichen und die Reibung das Abgleiten verhindern, bleibt das Schneebrett liegen und senkt sich meist ab indem es die gebrochene Schwachschicht zusammendrückt. Ein Setzungsgeräusch tritt unter Umständen dadurch auf. Befindet sich unterhalb der Schwachschicht keine weitere Schneeschicht sondern der Boden, gleitet die Schneebrettlawine auf dem Boden ab.
Die Schneebrettlawine ist durch einen linienförmigen, meist quer zum Hang verlaufenden Anriss charakterisiert.
Die Dichte ist definiert als Verhältnis von Masse zu Volumen. Der Schnee kann ganz unterschiedliche Dichten aufweisen:
Schneeart |
Dichte [kg/m³] |
Neuschnee der geringsten Dichte, Wildschnee | ca. 30 |
Neuschnee | ca. 100 |
filziger Schnee | 150 – 300 |
rundkörniger Schnee | 250 – 450 |
kantigkörniger Schnee | 250 – 400 |
Tiefenreif | 150 – 350 |
Nassschnee | 300 – 600 |
Firn | 600 – 830 |
Gletschereis | approx. 900 |
reines Eis | 917 |