Dies ist das weltweit größte Glossar zum Thema Schnee und Lawinen. Derzeit sind mehr als 100 standardisierte Begriffe in 9 Sprachen verfügbar. Eine Ressource, die ständig aktualisiert und erweitert wird.
Glossar
A
Abbauende Schneeumwandlung, isotherme Metamorphose
Umwandlungsprozess von abgelagertem, trockenem Neuschnee bei isothermer Schneedecke oder geringem Temperaturgradient.
Dabei vereinfachen Neuschneekristalle ihre Form im Bestreben die Kugelform zu erreichen. Damit verbunden ist eine Setzung und Verfestigung des Neuschnees.
Abstrahlung, Ausstrahlung, Strahlungsnacht
Aussenden von Wärmestrahlung (langwellige Strahlung, Infrarotstrahlung) von der Schneeoberfläche an die Atmosphäre.
Bei klarem Himmel kühlt sich die Schneeoberfläche dabei deutlich (bis zu 20°C) unter die Lufttemperatur ab, da es keine langwellige Gegenstrahlung aus der Wolkendecke gibt.
Nächte mit klarem Himmel werden als „Strahlungsnächte“ bezeichnet. Die langwellige Abstrahlung hängt jedoch nicht von der Tageszeit ab, in sonnenbeschienenen Hängen ist die Energiebilanz der Schneeoberfläche lediglich durch die kurzwellige Strahlung der Sonne positiv, das heißt, sie erwärmt sich – die langwellige Abstrahlung findet zeitgleich mit der kurzwelligen Einstrahlung statt.
Altschneeproblem
Das Problem entsteht durch vorhandene Schwachschichten innerhalb der Altschneedecke. Typische Schwachschichten sind eingeschneiter Oberflächenreif, Tiefenreif (auch Becherkristalle oder „Schwimmschnee“ genannt), Graupel oder kantige Kristalle. Schwachschichten können mehrere Wochen bis Monate bestehen bleiben, teilweise während des gesamten Winters.
Weitere Informationen unter Altschneeproblem.
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Aufbauende Umwandlung, Facettenbildung
Unter der aufbauenden Metamorphose versteht man die Umwandlungsprozesse von abgelagertem, trockenem Schnee bei großem Temperaturgradient in der Schneedecke. Dabei wachsen die Schneekristallen zu kantigen Kristallen und becherartigen Hohlformen mit Facetten an. Die Schneekristalle werden größer, es gibt mehr Hohlräume und weniger Bindungen zwischen den Schneekörnern. Dieser Prozess führt zu einem Festigkeitsverlust in der umgewandelten Schneeschicht, die Schneedecke setzt sich allerdings weiterhin. Je stärker der Temperaturgradient ausgeprägt ist, umso intensiver ist die aufbauende Umwandlung.
Der Prozess findet vermehrt in Schattenlagen und bei geringen Schneehöhen statt. Dieser Prozess kann die gesamte Schneedecke betreffen, oder nur einzelne Schichten. Im Nahbereich von Krusten findet sind die Bedingungen zur aufbauenden Umwandlung meist begünstigt. In der Nähe der Schneeoberfläche ist die aufbauende Umwandlung während klarer und kalter Nächte besonders ausgeprägt.
Als Resultat entstehen kantige Kristalle und in weiterer Folge Hohlformen, also Schwimmschnee bzw. Becherkristalle.
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B
Becherkristalle, Tiefenreif, Schwimmschnee
Becherkristalle sind Hohlformen mit Kanten und Rippen (Facetten) als Resultat der aufbauenden Schneeumwandlung bei großen Temperaturgradienten. Becherkristalle sind näher betrachtet glasig, nicht matt-weiß.
Typische Korngröße: 2 bis 5 mm oder größer
Der Tiefenreif stellt eine Ansammlung von Becherkristallen dar und bildet oft eine Schwachschicht in der Schneedecke die länger (teilweise über den gesamten Winter) relevant sein kann, man spricht von einer „persistenten Schwachschicht“. Tiefenreif wird auch als Schwimmschnee bezeichnet.
Siehe auch: www.snowcrystals.it
Bodenlawine
Lawine, die in der Anrisszone auf dem Boden, Firn oder Gletschereis abgleitet und dadurch die gesamte saisonale Schneedecke mitreisst.
Eine Bodenlawine kann eine Gleitschneelawine oder eine Schneebrettlawine sein. Bei einer Gleitschneelawine gleitet die Schneedecke ohne Bruch auf dem Boden ab, durch einen Reibungsverlust aufgrund von Feuchtigkeit.
Bei einer Schneebrettlawine die am Boden abgleitet, befindet sich die Schwachschicht direkt am Boden. In der Schwachschicht entsteht der Bruch, anschließend gleitet das Schneebrett (Schnee oberhalb des Bruchs) inklusive Schwachschicht auf dem Boden ab.
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D
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E
Einstrahlung
Strahlung, die auf die Schneedecke trifft.
Die kurzwellige Strahlung (sichtbares Licht) wird je nach Schneeart bis zu rund 90 % an der Oberfläche reflektiert. Der Rest erwärmt die obersten Zentimeter der Schneedecke und kann diese in weiterer Folge durchfeuchten.
Die langwellige Einstrahlung (Wärmestrahlung) wird praktisch zu 100 % von der Schneedecke aufgenommen.
Eislawine
Abbrechendes Gletschereis, welches über eine Steilstufe stürzt.
Eislawinen können in der Sturzbahn Schnee mitreißen und sich zu großen, mitunter auch katastrophalen Lawinen entwickeln.
Jahr Ort
1895 Altels (Schweiz) 6 Opfer, 158 Kühe erschlagen
1965 Mattmark (Schweiz) 88 Opfer
1970 Huascaran (Peru) mit anschließendem Murgang: 18 000 Opfer
Entlastungsabstände
Vorsichtsmaßnahme für Wintersportler, um primär im Falle einer Lawine die Wahrscheinlichkeit einer Mehrfachverschüttung zu verringern. Sekundär um die Schneedecke an einem Punkt weniger zu belasten.
Im Aufstieg sollten mindestens 10m Abstand, in der Abfahrt deutlich mehr eingehalten werden.
Glossar
F
Fernauslösung
Auslösung einer Schneebrettlawine auf Distanz.
Die durch die Zusatzbelastung (z.B. Wintersportler) erfolgte Auslösung einer Schneebrettlawine außerhalb deren Startzone. Befindet sich der Bruchinitiator innerhalb der Sturzbahn kann dieser allerdings von der Lawine erfasst und verschüttet werden.
Filziger Schnee
Unregelmäßige, gabelige Formen als Folge der abbauenden Schneeumwandlung und/oder mechanischer Umwandlung (Windumwandlung); Bruchteile der ursprünglichen Gestalt der Neuschneekristalle sind oft noch erkennbar.
Typische Korngröße: um 1 bis 2 mm
Siehe auch: www.snowcrystals.it
Firn
Schnee der vergangenen Jahre (meist auf Gletschern), stark umgewandelt und verdichtet durch Schmelzen und Wiedergefrieren sowie durch Druck der überlagernden Schneemassen.
Im Volksmund auch verwendet für den oberflächlich aufgeweichten Harschdeckel der saisonalen Schneedecke (siehe: Sulzschnee).
Firnspiegel
Sehr dünne Eisschicht an der Schneeoberfläche, die durch das Zusammenspiel aus Sonneneinstrahlung, Schmelzen, Windeinfluss und Abstrahlung entsteht.
Wegen des hohen Reflexionsvermögens des Firnspiegels ist an sonnenbeschienenen Hängen (meist im Frühling) großflächiges Schneeglänzen zu beobachten.
Fischmaul, Gleitschneemaul, Gleitschneeriss
Zugriss einer Schneedecke, die durch deren unterschiedliche Gleitbewegung auf steilen, glatten Hängen entsteht (bevorzugt handelt es sich dabei um Wiesenhänge) und meist die Form eines Mundes aufweist.
Bereiche unterhalb von Fisch-, bzw. Gleitschneemäuler sollten wegen der möglichen Gefahr von Gleitschneerutschen bzw. Gleitschneelawinen möglichst gemieden werden.
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G
Gebundener Schnee
Schnee ist „gebunden“, wenn die Schneeteilchen so miteinander verzahnt oder verwachsen sind (Sinterung), dass beim vorsichtigen Ausstechen eines Blockes dieser nicht zerfällt. Gebundener Schnee kann dabei immer noch weich, oder aber hart sein.
Gebundener Schnee entsteht bei der Ablagerung windverfrachteten Schnees oder als Folge der abbauenden Umwandlung. Gebundener Schnee ist neben der Existenz einer Schwachschicht eine wichtige Bedingung für die Bildung von Schneebrettlawinen.
Gleiten, Schneegleiten
Langsame Hangabwärtsbewegung der Schneedecke, begünstigt durch glatten und feuchten Untergrund.
Bevorzugt findet Gleiten auf Gras oder Felsplatten statt und kann einige Millimeter bis Meter pro Tag betragen. Durch die Gleitbewegung können Gleitschneerisse oder Fischmäuler (Gleitschneemäuler) entstehen.
Gleitschneeproblem
Bei einem Gleitschneeproblem gleitet die gesamte Schneedecke auf glattem Untergrund (zum Beispiel Grashänge oder glatte Felsenzonen). Gleitschneelawinen werden aufgrund des Reibungsverlusts auf einer wassergesättigten Schicht zwischen Schneedecke und Boden ausgelöst. Abhängig von der Herkunft des Wassers können Gleitschneelawinen in warme (Schmelzwasser oder Regen sickert in die Schneedecke) und kalte (im Boden gespeicherte Wärme führt zu Schmelze an der Unterseite der Schneedecke oder austretendes Grundwasser) Ereignisse eingeteilt werden. Den Abgangszeitpunkt von Gleitschneelawinen vorherzusagen ist kaum möglich, obwohl sie sich meist durch Gleitschneerisse (sogenannte Fischmäuler) ankündigen.
Weitere Informationen unter Gleitschneeproblem.
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Graupel
Spezielle Form von Niederschlag, der sich in der Atmosphäre innerhalb von Schauerzellen durch das Anfrieren von unterkühlten Wassertröpfchen an Schneekristallen bildet. Problematisch bezüglich Lawinenbildung wird es erst dann, wenn eine Schicht aus Graupelkörnern von gebundenem Schnee überlagert wird.
Typische Korngröße: ≤ 5 mm
Siehe auch: www.snowcrystals.it
Grundlawine
Allgemein gebräuchlicher Begriff für eine Lawine, die in ihrer Sturzbahn stellenweise die Bodenoberfläche mitreißt und deshalb oft mit Erde und Schutt vermischt ist.
Oft handelt es sich dabei um eine Gleitschneelawine, manchmal aber auch um eine Schneebrettlawine, die auf einer bodennahen Schwachschicht bricht und anschließend samt Schwachschicht am Boden abgleitet.
Grundwasseraustritt
Wasser, das aus dem Boden austritt, z.B. angehoben durch einen hydraulischen Druckgradienten zwischen dem Boden und der darüber liegenden Schneedecke. Wasser kann im Porenraum im Boden entweder fest (Eis) oder flüssig vorhanden sein. Auch Quellen werden als Grundwasseraustritte bezeichnet. Beides führt zu flüssigem Wasser zwischen Schneedecke und Boden und damit zu einem Reibungsverlust.
Glossar
I
Inneralpin
Von Bergketten eingeschlossene und daher von Niederschlägen oft abgeschattete Gebiete der Alpen.
Typische inneralpine Gebiete sind beispielsweise das zentrale Wallis, das Engadin und Mittelbünden (CH) (zwischen dem Nördlichen Alpenkamm und dem Alpenhauptkamm liegend), das Ortler-Vinschgau-Gebiet (I) sowie die Ötztaler Alpen und Stubaier Alpen (A).
In Frankreich gelten Vanoise, Maurienne, Grandes-Rousses und Oisans-Pelvoux sowie die Bergregion nahe der französisch-italienischen Grenze als typisch inneralpine Gebiete.
In Spanien zählt dazu der Bereich der Cerdanya (Perafita-Puigpedrós) der katalonischen Pyrenäen.
Insbesondere (bei großer Zusatzbelastung)
Im Allgemeinen bei großer Zusatzbelastung, aber im Einzelfall auch bei geringer Zusatzbelastung.
Anmerkung:
Formulierungsart, die in der Gefahrenstufenskala und im Lawinenlagebericht Verwendung findet.
Isotherme Schneedecke
Schneedecke mit konstanter Temperatur vom Boden bis zur Schneeoberfläche.
Typisch ist dieses Phänomen im Frühjahr, wenn die Schneedecke vom Boden bis zur Schneeoberfläche eine Temperatur von 0°C erreicht hat. Sie ist in diesem Zustand oft durchgehend feucht bis nass und verliert dadurch an Festigkeit.
Glossar
J
Glossar
K
Kammfern, freie Hanglage
Gebiet, das nicht direkt in Verbindung mit dem Kamm steht.
Erweiterte Erklärungen:
Vielfach entspricht dies dem Übergang aus extremem Steilgelände ins Steilgelände. Auch Steilstufen und kleinere Erhebungen, die nicht direkt mit dem Kamm zusammenhängen gehören in dieses Gebiet. Kammnahe und kammferne Gebiete sind nicht scharf voneinander abgetrennt. Die Grenze ist als Bandbreite zu verstehen.
Kantigkörniger Schnee
Glasige Körner mit mehrheitlich ebenen Flächen und deutlichen Kanten als Folge der aufbauenden Schneeumwandlung. Beginn von Facettenbildung durch streifenförmige Deposition („Anfrieren“) des Wasserdampfs innerhalb der Schneedecke. Meist im lockeren Gefüge. Diese kantigen Kristalle sind untereinander meist schlecht verbunden (wenige Kontaktpunkte). Kritisch bezüglich Lawinenbildung wird es erst dann, wenn eine Schicht aus lockeren, kantigen Schneekristallen von gebundenem Schnee überlagert wird.
Typische Korngröße: 0.5 bis 3 mm
Siehe auch: www.snowcrystals.it
Kritische Neuschneemenge
Neuschnee stellt eine Belastung für die vorhandene Schneedecke dar und kann teilweise die Lawinengefahr erhöhen. Bei ungünstigen Bedingungen (schlecht aufgebaute Altschneedecke, tiefe Temperaturen, starker Wind) können bereits wenige cm kritisch sein. Bei günstigen Bedingungen (stabile Altschneedecke, schwacher Wind) können selbst 50 cm noch unproblematisch sein.
Glossar
L
Lawinengröße
Ausmaß der Lawine, klassifiziert nach Schadenspotenzial, Auslauflänge und Dimension.
Größe 1: kleine Lawine (Rutsch)
geringe Verschüttungsgefahr; Absturzgefahr
bleibt typischerweise im Hang stehen
Größe 2: mittlere Lawine
kann eine Person verschütten, verletzen oder töten
erreicht typischerweise den Hangfuß
Größe 3: grosse Lawine
kann Pkw‘s verschütten und zerstören, schwere LKW´s beschädigen; kann kleine Gebäude zerstören und einzelne Bäume brechen
überwindet flächere Geländeteile (deutlich unter 30°) über eine Distanz von weniger als 50 m
Größe 4: sehr grosse Lawine
kann schwere LKW´s und Schienenfahrzeuge verschütten und zerstören; kann größere Gebäude und kleine Waldflächen zerstören
überwindet flachere Geländeteile (deutlich unter 30°) über eine Distanz von mehr als 50 m; kann den Talboden erreichen
Größe 5: extrem grosse Lawine
kann die Landschaft verwüsten; katastrophales Zerstörungspotenzial möglich
erreicht den Talboden; grösste bekannte Lawine
Lawinenprobleme
Die fünf typischen Lawinenprobleme (« avalanche problems ») wurden von der Vereinigung der Europäischen Lawinenwarndienste EAWS mit dem Ziel definiert, typische Situationen, wie sie im Gelände vorkommen, zu beschreiben und sowohl Lawinenwarner als auch Wintersportler bei ihrer Beurteilung der Lawinengefahr zu unterstützen. Sie ergänzen die Beschreibung der Gefahrenstufe sowie der Gefahrenstellen(Exposition und Höhe) und stellen den dritten Teil der Informationspyramide dar. Die folgenden Definitionen beinhalten eine allgemeine Beschreibung des Problems inklusive der zu erwartenden Lawinenarten, der charakteristischen räumlichen Verteilung und der Lage der Schwachschichten innerhalb der Schneedecke. Zudem wird auf eine Charakterisierung des Auslösemechanismus, typische Dauer der Gefährdung und abschließende Ratschläge zur Bewegung im Gelände eingegangen. Das Hauptaugenmerk liegt hier auf Wintersportlern, die sich in lawinengefährdetem Gebiet bewegen. Zusätzlich kann die Beschreibung der Lawinenprobleme auch für Lawinenkommissionen hilfreich sein. Weitere Informationen unter Avalanche Problems.
Glossar
M
Glossar
N
Nassschneeproblem
Das Problem entsteht durch eine zunehmende Schwächung der Schneedecke durch Wassereintrag, entweder durch Schmelze (zB. Sonneneinstrahlung) oder Regen (Energieeintrag in die Schneedecke, ebenfalls Schmelze).
Weitere Informationen unter Nassschnee Problem.

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Nassschneemure, Sulzstrom
Eine murenartige Lawine, bestehend aus Schneematsch/Sulzschnee. Häufig treten Nassschneemuren nach einem starken Regenguss oder intensivem Tauwetter auf, wenn mehr Wasser vorhanden ist als abfließen kann. Diese ‚Mure‘ aus Schnee und Flüssigwasser, kann auch auf sehr flachen Hängen weite Strecken zurücklegen. Tritt vorrangig in arktischen Gebieten auf, wo der vorhandene Schwimmschnee im Frühjahr plötzlich mit Flüssigwasser durchtränkt wird.
Neuschneeproblem
Das Neuschneeproblem entsteht durch aktuelle Schneefälle oder kurz zuvor gefallenen Neuschnee. Die Zusatzbelastung auf existierende oder neu gebildete Schwachschichten durch den Neuschnee oder die fehlende Bindung im Neuschnee kann zu Lawinenauslösungen führen. Das Neuschneeproblem ist meist weit verbreitet, in allen Expositionen präsent und bleibt während des Schneefalls sowie einige Tage danach bestehen. Weitere Informationen unter Neuschnee Problem.

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Neuschnee
Wenig umgewandelter und wenig verfestigter Schnee der aktuellen oder einer kurz zurückliegenden Niederschlagsperiode.
Typische Korngröße: 1 bis 3 mm
Im Lawinenlagebericht wird der entsprechende Zeitraum angegeben.
Glossar
O
Oberflächenreif
Transparente, plättchenförmige Eiskristalle, die sich durch das Ausfällen von Feuchtigkeit (Deposition) aus der Luft an der kalten Schneeoberfläche bilden. Die Kristalle weisen klar ersichtliche Facetten auf.
Oberflächenreif entsteht bevorzugt während langer Kälteperioden und bildet, sobald eingeschneit, einer der kritischsten Schwachschichten für Schneebrettlawinen.
Siehe auch: www.snowcrystals.it
Glossar
Q
Glossar
S
Schattenhang, schattenseitig, schattseitig
Geländeteil, welcher durch die Sonnenstrahlung nicht oder nur unbedeutend beeinflusst wird, typischerweise ein Nordhang.
Erweiterte Erklärungen:
Im Hochwinter mit tiefem Sonnenstand mehr verbreitet als gegen den Frühling mit höher werdendem Sonnenstand. Je nach Abschattung durch den Nahhorizont kommen Schattenhänge in allen Expositionen und nicht nur in Nordhängen vor.
Schmelzformen
Runde, durch die Schmelz-Umwandlung entstandene Körner, oft in größeren Klumpen. Im nicht gefrorenen Zustand (= 0°C) feucht oder nass und relativ weich. Im gefrorenen Zustand bilden Schmelzformen eine sogenannten Schmelzkruste. Schmelzformen sind glasig.
Typische Korngröße: 0.5 bis 5 mm
Siehe auch: www.snowcrystals.it
Schmelzharsch, Schmelzharschdeckel, Schmelzkruste
Durch Schmelzen und anschließendes Wiedergefrieren stark verfestigte Schneeschicht. Damit verbunden ist eine Festigkeitszunahme der Schicht. Als Brillensymbol in Schneeprofilen erkenntlich.
Bei nur schwach ausgeprägtem Schmelzen kann man die ursprüngliche Schneeform noch erkennen. Im Brillensymbol steht die ursprüngliche Schneeform im rechten Teil.
Sind Schmelzkrusten dabei, sich aufbauend umzuwandeln, findet man im Brillensymbol als zweite Kornform „Kantig“ oder „Tiefenreif„. Man spricht dann vom „Zerfressen der Kruste“.
Schmelzkrusten sind glasig, nicht matt-weiß.
Schmelz-Umwandlung
Schneeumwandlung durch Wärmezufuhr bei 0°C.
Es entsteht ein Gemisch aus Eiskristallen und Wasser. Damit verbunden ist ein Festigkeitsverlust. Sobald die Schneedecke wieder gefriert, bildet sich Schmelzharsch und die Festigkeit nimmt wieder zu.
Schneebrettlawine
Lawine, die durch den Abbruch einer Schneetafel entsteht:
Nach dem Bruch in einer Schwachschicht teilt sich die Schneedecke in zwei nicht mehr verbundene Tafeln und die Schwachschicht auf. Unterhalb der Schwachschicht befindet sich eine Tafel, deren Obergrenze ist die Gleitfläche. Oberhalb der Schwachschicht das Schneebrett. Das Schneebrett gleitet in Steilhängen nach dem Bruch auf der Gleitfläche ab und reißt die Schwachschicht dabei mit. Sollte die Hangsteilheit nicht ausreichen und die Reibung das Abgleiten verhindern, bleibt das Schneebrett liegen und senkt sich meist ab indem es die gebrochene Schwachschicht zusammendrückt. Ein Setzungsgeräusch tritt unter Umständen dadurch auf. Befindet sich unterhalb der Schwachschicht keine weitere Schneeschicht sondern der Boden, gleitet die Schneebrettlawine auf dem Boden ab.
Die Schneebrettlawine ist durch einen linienförmigen, meist quer zum Hang verlaufenden Anriss charakterisiert.
Schneedichte
Die Dichte ist definiert als Verhältnis von Masse zu Volumen. Der Schnee kann ganz unterschiedliche Dichten aufweisen:
Schneeart Dichte [kg/m³]
Neuschnee der geringsten Dichte, Wildschnee ca. 30
Neuschnee ca. 100
filziger Schnee 150 – 300
rundkörniger Schnee 250 – 450
kantigkörniger Schnee 250 – 400
Tiefenreif 150 – 350
Nassschnee 300 – 600
Firn 600 – 830
Gletschereis ca. 900
reines Eis 917
Schneefallgrenze
Grenzlinie (Höhe über dem Meer), bis zu welcher der Niederschlag überwiegend als Schnee fällt und am Boden liegen bleibt.
Sie liegt im Mittel 300 m tiefer als die Nullgradgrenze. Bei intensiven Niederschlägen und/oder abgeschlossenen Tälern kann sie auch bis zu 600 m unter die Nullgradgrenze absinken.
Schneeverfrachtung
Durch den Wind hervorgerufene Umlagerung von Schnee; Schneeverfrachtung beginnt ab ca. 4 m/s (ca. 15 km/h) Windgeschwindigkeit bei lockerem und ab ca. 10 m/s (35 km/h) bei etwas verfestigtem Schnee.
Erweiterte Erklärungen:
Die Schneeverfrachtung wächst mit der dritten Potenz der Windgeschwindigkeit. Das heißt: doppelte Windgeschwindigkeit ergibt achtfache Menge an verfrachtetem Schnee. Ein Verfrachtungsmaximum wird bei Windgeschwindigkeiten um 50 bis 80 km/h erreicht.
Schwachschicht, schwache Schicht
Schicht in der Schneedecke, in der ein Bruch im Gefüge der Schneekristalle stattgefunden hat.
Typische Schwachschichten für Lawinen sind trockene Schichten mit Neuschnee, filzigem Schnee, Oberflächenreif, kantigen Körnern, Becherkristallen und Graupel bzw. feuchte bis nasse Schichten aller Kornformen.
Setzung
Abnahme der Schneehöhe als Folge von Umwandlungsprozessen.
Durch mechanische Umwandlung aufgrund der auflastenden Schneeschichten.
Bei der Schmelz-Umwandlung, aufbauender und abbauender Umwandlung nimmt die Schneehöhe durch Massenumlagerung ebenfalls ab. Bei aufbauender Umwandlung ist die Setzung schwächer ausgeprägt.
Damit verbunden ist eine Zunahme von Dichte und Festigkeit des Schnees.
Sicherheitsabstand
Abstände zur Verminderung des Risikos beim Begehen von lawinengefährdetem Gelände.
Im Gegensatz zum Entlastungsabstand befindet sich beim Sicherheitsabstand immer nur eine Person im gefährdeten Bereich.
Wird z.B. in der Abfahrt verwendet, wenn steile Hänge einzeln befahren werden.
Sintern
Zusammenwachsen der einzelnen Schneekristalle; führt zu einer Festigkeitszunahme.
Je wärmer der Schnee, umso schneller geht das Sintern voran. Besonders gut kann das Sintern bei Schnee festgestellt werden, der zusammengepresst wurde (z.B. Schneeball, Lawinenschnee, rasche Verfestigung alter Spuren).
Störanfällig
Eine Schneedecke oder Schneeschicht ist störanfällig, wenn es bei Zusatzbelastung in einer Schicht der Schneedecke zum Bruch kommen kann.
Staublawine
Lawine (oft Schneebrettlawine) aus feinkörnigem, trockenen Schnee, die ein Schnee-Luft-Gemisch bildet, sich teilweise oder ganz vom Boden abhebt und große Schneestaubwolken entwickelt.
Sie erreicht Geschwindigkeiten von 100-300 km/h und kann starke Luftdruckwellen erzeugen. Dadurch können auch Schäden außerhalb der Ablagerungszone verursacht werden.
Glossar
T
Tagesgang, Tagesverlauf
Die Lawinengefahr kann innerhalb eines Tages einer starken Schwankung unterworfen sein. Typisch ist dies im Frühjahr, wenn nach einer klaren Nacht die Lawinengefahr am Morgen niedrig ist und mit der Sonneneinstrahlung und tageszeitlichen Erwärmung ansteigt. Aber auch bei anhaltender Windaktivität, Schneefall oder Regen.
Triebschneeansammlung, Triebschneeablagerung, Triebschneelinse
Das Ergebnis der Schneeverfrachtung: Im Windschattenbereich abgelagerte, mehr oder weniger dicht gepackte Schneeschicht mit oft spröden (zerbrechlichen) Kornbindungen. Bevorzugte Ablagerungsbereiche liegen in kammnahen Hängen, Rinnen, Mulden oder an Hangkanten.
Erweiterte Erklärungen:
Schnee, der vom Wind verfrachtet wurde, wobei die Schneekristalle durch Rollbewegungen, Hüpfen, Abheben und Aufschlagen stark zertrümmert und verkleinert werden; abhängig von Windgeschwindigkeit und -dauer auf 10 bis 20 % der ursprünglichen Größe. Die kleinen Bruchstücke werden vom Wind bei der Ablagerung ineinander gerüttelt, so dass v.a. im Leehang (dem Wind abgekehrt) eine geschichtete, dichte Packung entsteht. Der Schnee ist dann gebunden, kann aber durchaus noch weich sein. Durch die Verdichtung entstehen spröde (zerbrechliche) Schneebretter. Je kälter der Schnee ist, desto spröder sind frische Triebschneeablagerungen.
Größe der Triebschneeablagerungen (Mächtigkeit)
kleine Triebschneeablagerung: 5 – 20 cm mächtig
mittlere Triebschneeablagerung: 20 – 50 cm mächtig
große Triebschneeablagerung: über 50 cm mächtig
Umfang der Triebschneeablagerungen (räumlich)
vereinzelte/einzelne Triebschneeablagerungen:
wenige Triebschneeablagerungen von meist geringer räumlicher Ausdehnung
umfangreiche Triebschneeablagerungen:
zahlreiche, meist große Triebschneeablagerungen an Hängen verschiedener Exposition
Triebschneeproblem
Das Triebschneeproblem entsteht durch windverfrachteten Schnee, während oder nach einem Schneefallereignis. Triebschnee wird typischerweise in windabgewandten Bereichen (Lee), in Rinnen und Mulden, hinter Geländekanten und in anderen windberuhigten Flächen abgelagert. Das Triebschneeproblem ist lokaler als das Neuschneeproblem.
Weitere Informationen unter Triebschnee Problem.
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Glossar
U
Ungebundener Schnee
Der Schnee hat keinen Zusammenhalt (Kohäsion). Der Begriff „ungebundener Schnee“ wird u.a. im Zusammenhang mit lockerem Neuschnee, Becherkristallen oder stark aufgebaut umgewandeltem Schnee verwendet, gilt aber definitionsgemäß auch für stark durchnässten Schnee. Ungebundener Schnee kann zur Bildung von Lockerschneelawinen führen.
Glossar
W
Waldgrenze
Klimatisch bedingte und durch Menschen beeinflusste obere Begrenzung des Waldes. Beispielsweise liegt diese in inneralpinen Regionen (Mattertal) der Alpen bei bis zu 2.400m, in randalpinen Regionen bei 1.700m.
In den Katalonischen Pyrenäen bei etwa 2400m, im Südosten Polens bei 1600m und auf anderen Kontinente auf über 4.000m.
Nicht zu verwechseln mit der Baumgrenze!
Wasserwert
Der Wasserwert ist die Höhe der Wasserschicht (in Millimetern), die durch Schmelzen des Schnees bei unveränderter Grundfläche entstehen würde. Bei einer mittleren Schneedichte von 100 kg/m³ liefert 20 cm Schnee einen Wasserwert von 20 mm, bei 500 kg/m³ wird aus den 20 cm Schnee 100 mm Wasser.
Wechte
Durch Schneeverfrachtung hervorgerufene, stark verdichtete Schneeablagerung direkt auf der windabgewandten Seite eines Grates mit keilförmigem Überhang auf die Leeseite.
Wummgeräusch, Setzungsgeräusch
Markantes Geräusch, das sich beim abrupten Setzen der Schneedecke ergibt, wenn eine Schwachschicht zusammenbricht. Es entsteht durch den aus der Schneedecke herausgepressten Luftanteil der Schwachschicht, indem das Schneebrett die Schwachschicht zusammendrückt.
Wummgeräusche sind ein Zeichen einer instabilen Schneedecke und oft verbunden mit Rissbildung. Ein Wummgeräusch gilt als deutliches Alarmzeichen.
Glossar
X
Glossar
Y
Glossar
Z
Zusatzbelastung
Kleine / geringe Zusatzbelastung
einzelner Skifahrer/Snowboarder, sanft schwingend, nicht stürzend
Gruppe mit Entlastungsabständen (mindestens 10 m)
Schneeschuhgeher
Große Zusatzbelastung
zwei oder mehrere Skifahrer/Snowboarder etc. ohne Entlastungsabstände
Pistenfahrzeug
Schneefeldsprengung
einzelner Fußgänger / Alpinist
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